In den letzten Wochen haben wir viel über nachhaltiges Reisen nachgedacht. Wir haben unseren eigenen Reisestil kritisch hinterfragt, uns aus gegebenen Anlass mit der Zukunftsfähigkeit von Projekten der Entwicklungszusammenarbeit im Allgemeinen und die Rolle der AkteurInnen im Speziellen auseinandergesetzt. Nicht zuletzt haben wir die Grundidee des Vereines DeeperTravel und wohin der Weg weitergehen soll, beleuchtet. Wir sprechen uns ja beim Volunteer-Reisen für tieferes, längeres und nachhaltigeres Reisen aus – aber was genau meinen wir damit? In Teil 1 der Serie zum IY2017 haben wir uns mit den Auswirkungen des Massentourismus befasst, in Teil 2 werden wir gemeinsam den Begriff Nachhaltigkeit ein wenig näher betrachten.

Nachhaltigkeit – was ist das?

Bagger am Strand - Nachhaltig Reisen?Im Jahr 1992 wurde im Rahmen der Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro der Begriff Nachhaltigkeit erstmalig einer breiten Öffentlichkeit nähergebracht. Es geht darum, Handlungen hinsichtlich ihrer Auswirkungen in der Zukunft auf ökologischer, ökonomischer und sozialer Ebene zu hinterfragen. Viele Probleme auf dieser Welt sind nicht national lösbar, da sie nicht an den jeweiligen Grenzen halt machen, deshalb gilt Nachhaltigkeit seitdem als ein global gültiger Leitgedanke.

Die Dimensionen der Nachhaltigkeit beinhalten also die:

  • Ökologische Ebene
  • Ökonomie Ebene
  • Soziale Ebene

Die Milleniums-Entwicklunsziele (Millenium Development Goals – MDGs) wurden von den ‚Nachhaltigen Entwicklungszielen’ (Sustainable Development Goals SDGs) abgelöst. Während 7 der 8 Entwicklungsziele bis 2015 eher die so-genannten Entwicklungsländer in die Pflicht nahmen (zum Beispiel mit der Bekämpfung von Armut, Krankheiten und Kindersterblichkeit), rückt bei den SDGs die globale Verantwortung aller Nationen vermehrt in den Vordergrund.

Damit wurde auf die Kritik des Paternalismus (Herrschaftsordnung oder Vormundbeziehung) der MDGs eingegangen, denn warum sollen sich die Industrieländer nicht ebenfalls ‚entwickeln’? Wie die Zielvorgaben im einzelnen umgesetzt werden, wird von den Nationen entschieden; so kann der Schwerpunkt je nach den Grundbedingungen gesetzt und in bestehende Programme, Strukturen und Strategien implementiert werden.

Genaugenommen lautet der Titel der Vereinbarung, die 2015 auf den Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung von der Generalversammlung der UN verabschiedet wurde:

„Transformation unserer Welt: die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung“.

Insgesamt wurden 17 Ziele mit 169 Unterzielen formuliert, die vermehrt auf einer lokalen oder regionalen Ebene umgesetzt werden sollen. Auf der Website der UN kann man die Ziele und Unterziele im Detail nachlesen und wir werden bald einen Blogbeitrag zur Übersicht für euch verfassen.

In Österreich findet man auf der Website des Bundeskanzleramtes die jeweilig zuständigen Ressorts, die Plattform RespACT (austrian business council for sustainable development) befasst sich mit Corporate Social Responsibility für Unternehmen, weitere Infos gibt es auf der Website von SDGwatch und hier ein kritischer Artikel über die SDG Umsetzung in Österreich.

Deutschland hat als eines der ersten Länder eine konkrete Strategie für die nationale Umsetzung der Agenda vorgelegt und das Hochrangige Politische Forum für Nachhaltige Entwicklung (UNO Nachhaltigkeitsforum) soll dabei eine wichtige Rolle spielen. So wurde beispielsweise schon ein nationales Programm für nachhaltigen Konsum und die Weiterführung des Ressourceneffizenzprogramms im Rahmen der deutschen Nachhaltigkeitsstrategie beschlossen.

Was bedeutet dies für den Tourismus?

Nachhaltiges Reisen?Für Länder, in denen der Tourismus von Bedeutung ist, ist selbstverständlich auch eine nachhaltige Tourismusentwicklung wichtig. Hier werden Entwicklungsländer ebenso in die Pflicht genommen wie Industrienationen, denn der Massentourismus hinterlässt Spuren auf der ganzen Welt und die Auswirkungen lassen sich nicht territorial begrenzen. Die in Teil 1 dieser Serie beschriebenen Herausforderungen, aber auch die Chancen, die der Tourismus bringt, zeigen auf, dass es sinnvoll ist, die SDGs gerade in der Tourismusentwicklung umzusetzen. Viele der 17 formulieren Ziele betreffen den Tourismusbereich, außerdem zeigt gerade diese Branche, wie wichtig es ist, die Entwicklungsziele auch ganzheitlich zu betrachten. Denn wenn der Fokus nur auf eine Ebene gelegt wird, leidet meist eine andere darunter.

Die UNWTO (Tourismusorganisation der Vereinten Nationen) hat deshalb 5 Säulen festgelegt, die im #IY2017, im Internationalen Jahr des nachhaltigen Tourismus für Entwicklung im Vordergrund stehen sollen:

  1. Inklusive und nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung
  2. Soziale Inklusivität, Arbeitsplätze und Armutsbekämpfung
  3. Ressourceneffizienz, Umweltschutz und Klimawandel
  4. Kulturelle Werte, Vielfalt und kulturelles Erbe
  5. Gegenseitiges Verständnis, Frieden und Sicherheit

Jede und jeder Reisende kann einen Beitrag zu nachhaltigeren Tourismus leisten! Dies beginnt mit der Entscheidung über das Reiseziel und die Wahl des Transportmittels bis hin zum täglichen Konsum und Lebensmitteleinkauf.

Was macht DeeperTravel zum Internationalen Jahr des nachhaltigen Tourismus für Entwicklung – #IY2017?

warum freiwilligenarbeitWir beginnen mit dieser Artikelserie, haben aber auch schon einige andere Ideen für unterschiedliche Projekte – stay tuned! Wir wollen vor allem unsere Öffentlichkeitsarbeit nutzen, um das #IY2017 weiter bekannt zu machen. Weiters wollen wir mit anderen AkteuerInnen in diesem Bereich kooperieren und nicht aufhören, kritisch zu sein und zu reflektieren. Auch ihr, unsere geschätzten LeserInnen könnt euch einbringen und beteiligen – schreibt uns eine Nachricht und lasst uns gemeinsam mehr erreichen!

Im nächsten Teil werden wir uns die SDGs, die für den Tourismus wichtig sind, ein wenige genauer ansehen und danach, im 4. Teil aufzeigen, was die TouristInnen selbst tun können, um den Tourismus nachhaltiger zu gestalten.

Hat euch der Beitrag gefallen? Ist ein Aspekt zu kurz gekommen? Wir freuen uns über Kommentare!

tiefer…länger…nachhaltiger