Ein Gastbeitrag von Gisela Wohlfahrt

Worauf du achten kannst, um schwarze Schafe auszuschließen

Volunteering im Ausland liegt im Trend und die Angebote sind so vielfältig wie deren Anbieter selbst. Als motivierter Volunteer verliert man schnell den Überblick, wenn es an die Auswahl des passenden Projekts und der Organisation geht. Vor allem seit das Engagement im Ausland so sehr boomt, dass eine eigene Branche entstehen konnte. Doch Voluntourismus wird auch stark kritisiert, was sich in massiver medialer Kritik, wie beispielsweise „Voluntourism: Warum Freiwilligenarbeit in Afrika so nicht hilft“, widerspiegelt.

Die Kommunikation und Sichtbarkeit der guten Arbeitsweise

Suche Freiwilligenarbeit KritikDiese Kritik ist leider berechtigt, jedoch auch entscheidend für die künftige nachhaltige Gestaltung der Angebote. Organisationen im deutschsprachigen Raum stehen heute zunehmend unter Druck, es besser zu machen und Misswirtschaft, sinnlose Projekte und negative Auswirkungen „sichtbar“ zu vermeiden. „Sichtbar“ bedeutet, dass sich die Zielgruppen der Organisationen – zukünftige Volunteers, Eltern, JournalistInnen und KritikerInnen – bereits vorab über die gute Arbeitsweise informieren können. Hierfür ist Transparenz und die Bereitstellung von Informationen seitens der Anbieter entscheidend.

Auf dem Weg zu einer ‚License to Operate‘

Voluntourismus-Anbieter brauchen daher eine überzeugende ‚Licence to Operate‘ (= gesellschaftliche Akzeptanz, das Angebot zu verkaufen), um weiterhin erfolgreich bestehen zu können. Diese erreichen sie beispielsweise durch die Kommunikation ihrer nachhaltigen und sozialverantwortlichen Arbeitsweise – in den Heimat- und den Zielländern.

Diese Kommunikation nach außen wird zunehmend professioneller, ist strategisch ausgerichtet und Bestandteil der Images der Anbieter. PR-Verantwortliche, QualitätsmanagerInnen und/oder Corporate Social Responsibilty (CSR) ManagerInnen verantworten diese wichtige Aufgabe, meist in enger Zusammenarbeit mit der Geschäftsführung.

Bemühungen hierzu findest du auf den Unternehmenswebsites unter den Menüpunkten ‚Über Uns‘, dann beispielsweise oftmals unter dem Punkt ‚Verantwortung‘, ‚Nachhaltigkeit‘ oder auch ‚Engagement‘.

Was du aus dem ‚Über-Uns‘ Bereich der Websites herauslesen kannst

Aus der Selbstdarstellung des Anbieters kannst du bereits einiges herauslesen. Wurde Mühe und Sorgfalt in die Erstellung der Texte gesteckt? Fühlst du dich angesprochen? Ist der Text leicht verständlich und zielgruppengerecht aufgearbeitet? Wenn ja, dann scheint dem Anbieter wichtig zu sein, dass du ihn sympathisch findest und er sich mit den Bedürfnissen seiner Zielgruppe auseinandergesetzt hat.

Suche Freiwilligenarbeit AnbieterGibt es Informationen zur Arbeitsweise mit den Menschen vor Ort? Ist Nachhaltigkeit oder Umweltfreundlichkeit ein Thema für den Anbieter? Spricht dieser auch über das Thema Verantwortung – gegenüber seinen Volunteers, den Menschen vor Ort, der Natur oder anderen Aspekten? Überlege, ob dir diese Informationen ausreichen und ob du diese überzeugend findest. So verschaffst du dir einen ersten Eindruck darüber, wie wichtig diese Themen für den Anbieter sind.

Viele Aspekte, die auch die Nichtregierungsorganisation ‚Tourism Watch‘ als Indikator eines guten Anbieters nennt, können aus der Website herausgelesen werden. So zum Beispiel, ob der Anbieter Vorbereitungsseminare anbietet, ein erweitertes Führungszeugnis Voraussetzung zur Teilnahme ist und ob es verbindliche Verhaltensrichtlinien gibt.

Offene Fragen? Anbieter anrufen!

Erscheinen dir die Infos auf der Website zu wenig? Findest auf eine oder mehrere Fragen keine Antwort, so zögere nicht und rufe den Anbieter an. Ein guter Anbieter hat Mitarbeitende, die sich darauf freuen deine Fragen beantworten zu dürfen. Bei einem Telefongespräch zeigt sich schnell, wie ernst es deinem ausgewählten Anbieter mit dem nachhaltigen Image ist. Kann keiner deine Fragen beantworten, so sind die Themen Nachhaltigkeit und Verantwortung wohl eher nicht Teil des Selbstverständnisses des Unternehmens. Die Texte der Website sind somit lediglich als PR-Texte einzustufen.

Gefahr Greenwashing und die Aussagekräftigkeit von Qualitätssiegeln

Die Unternehmenswebsite vermittelt dir einen guten ersten Eindruck, ob und wie sich der Anbieter mit Nachhaltigkeitsthemen auseinandersetzt. Ob jedoch stimmt was dort steht, ist von außen betrachtet schwer zu beurteilen. Es besteht die Gefahr von Greenwashing, der bewussten Falschinformation oder auch Verschleierung zugunsten eines guten Images.

Suche Freiwilligenarbeit GreenwashingLaut einer Studie der Verbraucherinitiative aus dem Jahr 2014 setzen Reisende deshalb zunehmend auf Qualitätssiegel. Solche Gütesiegel werden von unabhängigen Dritten (z.B. ‚WYSE Work and Travel abroad’, ‚TOP Reiseveranstalter‘) erteilt. Sind solche Siegel vorhanden, werden diese in der Regel im ‚Über Uns‘ Bereich der jeweiligen Website kommuniziert.

Da es für Voluntourismus-Angebote aktuell jedoch weder allgemein anerkannte Qualitätsstandards noch eine Interessensvertretung gibt, ist die Aussagekräftigkeit von Siegeln in Frage zu stellen. Diese mögen Reiseveranstaltern gerecht werden, jedoch selten den besonderen Anforderungen der sozialen Freiwilligenarbeit. Dennoch deuten Siegel zumindest auf ein Engagement des Anbieters und dessen Bestreben nach Glaubwürdigkeit hin.

Suche Freiwilligenarbeit: Vorschlag zur Vorgehensweise

  • Lies dir die ‚Über-Uns‘ Bereiche der Websites genau durch und überlege dir, was du davon hältst und wie diese auf dich wirken
  • Notiere dir Fragen und kläre diese telefonisch
  • Lies Erfahrungsberichte (nicht nur auf der Website, sondern auch unabhängige)
  • Lies Bewertungen und suche online nach Kritiken

Auf diese Art und Weise erhältst du ein umfassendes Bild von deiner ausgewählten Organisation. Letztendlich entscheidest du allein, ob dir die Arbeitsweise und das Image in Bezug zu deinem ausgewählten Projekt zusagen.

Fotos © Gisela Wohlfahrt

Über die Autorin:

Gisela Wohlfahrt ist freiberufliche Trainerin für Politische Bildung und Beraterin für CSR Kommunikation. In den vergangenen sechs Jahren arbeitete sie für verschiedenen Organisationen in Deutschland und Asien mit Schwerpunkten in den Bereichen Kommunikation und Stärkung der Zivilgesellschaft. Zuletzt leitete sie die Redaktion und Soziale Verantwortung (CSR) eines deutschen Voluntourismus Reiseveranstalters. Gisela Wohlfahrt besitzt einen Masterabschluss in Global Studies mit regionalen Schwerpunkten auf Afrika und Asien, ist zertifizierte Politische Bildnerin und PR Referentin.

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