In diesem Interview stellen wir euch den österreichischen Verein Youth Creating Change (YCC) Austria vor, der sich vor allem der interkulturellen Bildungsarbeit verschrieben hat. Die Partnerorganisation YCC in Ghana setzt auch Volunteers ein! Hanna Klien hat uns einige Fragen beantwortet, wir bedanken uns herzlich für das Interview und wünschen viel Spaß beim Lesen!

 1) Was ist Youth Creating Change und was genau macht ihr?

YCC WorkshopYouth Creating Change Austria oder abgekürzt YCC ist ein österreichischer Verein, der sich für ein friedliches und vorurteilsfreieres Miteinander einsetzt. Unsere gleichnamige Partnerorganisation YCC Ghana ist eine Grassroot-Organisation in der Voltaregion, die sich unter dem Motto „One community at a time“ für den Zugang zu Bildung und andere wichtige Anliegen von jungen Menschen einsetzt. Wir hier in Österreich konzentrieren uns vor allem auf interkulturelle Bildungsarbeit. Dabei arbeiten wir mit Schulen und Jugendorganisationen zusammen, um Themen wie Globalisierung, Rassismus und Medien aus unterschiedlichen Perspektiven zu beleuchten sowie kritisches Bewusstsein zu fördern. Das kann ganz unterschiedliche Formen annehmen. Wir organisieren Workshops, vermitteln Informationen über Online Medien und veranstalten Filmabende für Student_innen. Letztere bilden für uns eine wichtige Gruppe für die Zusammenarbeit. Als Verein wollen wir auch eine Plattform bieten für den Austausch zwischen den Gruppen mit denen wir arbeiten. Ganz wichtig ist für uns immer, dass die eigene Identität und Privilegien im Zusammenhang mit gesellschaftlichen und globalen Verhältnissen reflektiert werden. Das ist die Grundlage für einen verständnisvollen und verantwortungsvollen Umgang mit Diversität!

2) Wie finanziert ihr euch?

Unsere Mitglieder arbeiten alle ehrenamtlich bei YCC mit. Bisher haben wir für einige unserer Workshops und die halbjährlich stattfindenden Filmabende im Schikaneder-Kino Zuschüsse von Bildungsinstitutionen, wie der Österreichischen HochschülerInnenschaft oder dem BMUKK, bekommen. Außerdem nehmen wir auch immer wieder bei Jugendwettbewerben und anderen Ausschreibungen teil. Um effizienter zu arbeiten, suchen wir nun auch um Projektförderungen an. Unsere Angebote für Workshops passen wir an die zur Verfügung stehenden Mittel der Schulen an! Wir freuen uns über jede Art von Unterstützung, nicht nur finanzielle Mittel.

3) Wie schätzt ihr das Potenzial von Reisen für interkulturelle Bildung ein?

Wir alle reisen leidenschaftlich gerne und die meisten unserer Mitglieder haben längere Zeit im Ausland verbracht, zum Beispiel in Ghana, Brasilien, Israel, Kolumbien oder Mozambique. Diese Erfahrungen waren und sind prägend, auch für unsere Vereinsarbeit! Meistens sind es nicht nur die vielen Eindrücke und Informationen, die wir über das Reisen gewinnen, die uns zu einem besseren Verständnis für interkulturelle Themen verhelfen. Sondern auch die Möglichkeit sich selbst besser kennenzulernen, die eigene Herkunft aus neuen Perspektiven zu betrachten. Natürlich hängt das auch immer von der Person und der Art der Reise ab. Vielen Menschen fällt es überall auf der Welt schwer sich Alternativen zu ihrem eigenen Weltbild zu öffnen. In unseren Aktivitäten im Bildungsbereich haben wir immer wieder Erfahrungen sowie Kontakte von unseren Reisen einfließen lassen. Vor allem für Kinder und Jugendliche ist es spannend, mal ganz andere Reiseberichte als aus den Medien und dem üblichen Tourismus zu hören.

4) Wie steht ihr zu Freiwilligenarbeit im Ausland?

YCC GhanaFreiwilligenarbeit im Ausland umfasst so viele unterschiedliche Formen von Organisationen, Zusammenarbeit und des Reisens. Es ist schwierig dazu etwas ganz generell zu sagen. Die Gründung unseres Vereins YCC Austria war von einem Volontariat in Ghana inspiriert. Im Falle von YCC Ghana wird der Arbeitsauftrag meistens vor Ort ausgehandelt, indem zwischen den Interessen der Volontäre und den Bedürfnissen der Organisation aktiv vermittelt wird. Es gibt aber auch ganz andere Beispiele von Freiwilligenarbeit, wo relativ hohe Vermittlungsgebühren gefordert oder die lokalen Bedingungen ausgeblendet werden. Grundsätzlich sollten alle Beteiligten dabei gewinnen, was eben nicht immer der Fall ist. Es gibt aber viele Organisationen die vor allem jungen Menschen die Möglichkeit bieten ganz wichtige Erfahrungen im Ausland zu machen. YCC Ghana können wir in diesem Zusammenhang empfehlen! Die Organisation hat ein eigenes Guesthouse in Sogakope und ermöglicht Volontären tiefe Einsichten in die unterschiedlichen Facetten des alltäglichen Lebens.

5) Was bedeutet für euch ‘tieferes Reisen’?

Um ein Land oder eine Region gut kennenzulernen, ist es vor allem wichtig den Menschen, die dort leben, zuzuhören und als Reisende_r Respekt entgegenzubringen. Bei Reisen in Entwicklungsländer findet man sich als Europäer_in unumgänglich in komplexen Machtbeziehungen wieder. Dann ist es wichtig genau hinzuschauen und die eigenen Handlungen zu reflektieren. Es hilft natürlich, wenn man längere Zeit an einem Ort verbringt. Allerdings ist das keine Garantie dafür, dass Reisende sich mit ihren Vorurteilen und den häufig vorkommenden Fehleinschätzungen konfrontieren. Tieferes Reisen kann man eher als Bereitschaft sehen, sich auf einen Ort einzulassen. Das heißt, dass man viele unterschiedliche Stimmen und Meinungen kennenlernt, gleichzeitig aber auch die eigene Person und mitgebrachte Werte hinterfragt. Interkulturelle Begegnungen können dann für beide Seiten ein Raum sein, in dem neue Ideen entstehen können und Bedeutungen ausgehandelt werden – auf partnerschaftlicher Basis.

6) Was habt ihr in Zukunft vor?

YCC TalkYCC Austria arbeitet derzeit an verschiedenen Projekten. Erstens wollen wir unser Workshop-Angebot für Schulen erweitern. Besonders Medien wie Film, Radio oder Social Media sind ein wichtiges Feld für Schüler_innen, wo die aktuellen Herausforderungen der globalisierten und multikulturellen Welt eine große Rolle spielen. Zweitens wollen wir mehr Begegnungsräume für Gleichgesinnte schaffen, wie zum Beispiel unsere Filmabende. Bei diesen Veranstaltungen laden wir Vertreter_innen aus dem Kunst- und Kulturbereich, der Universitäten und politischer Organisationen sowie Filmemacher_innen ein. Davon soll es noch viel mehr geben! Drittens planen wir die Zusammenarbeit mit unserer ghanaischen Partnerorganisation zu verstärken. Dabei vermitteln wir Praktikant_innen wie auch Volontäre, erarbeiten gemeinsam Bildungsangebote für österreichische und ghanaische Jugendliche, und fördern den Austausch. Bei unseren offenen Treffen, die meist in Wien stattfinden, gibt es für Interessierte Gelegenheit mehr darüber zu erfahren!

Weitere Informationen findet ihr unter: www.ycc-austria.org und auf Facebook.

Fotos: © YCC Austria

 

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