Nachhaltiger Tourismus ist in aller Munde und wird immer wichtiger. Wir wollen uns heute ein paar Gedanken über Nachhaltigkeit machen und die Rolle von Reisenden beleuchten. Nicht nur professioneller und kommerzieller nachhaltiger Tourismus erlebt einen Boom, auch alternativ Reisende setzen sich mehr und mehr mit dem Thema Nachhaltigkeit auf Reisen auseinander.
Nachhaltigkeit bedeutet verantwortungsvoll mit den vorhandenen Ressourcen umzugehen und auch an zukünftige Generationen zu denken. Nachhaltiger Tourismus bedeutet beim Reisen auf der ökologischen, ökonomischen und sozio-kulturellen Ebene einen Beitrag zur Nachhaltigkeit zu leisten:
- Ökologische Ebene: Reduktion von Schadstoffen, Umweltschutz und Ressourcenschonung zur Erhaltung von globaler Biodiversität (Vielfalt).
- Ökonomische Ebene: Gerechtigkeit und Armutsbekämpfung, Kampf gegen schlechte Arbeitsbedingungen.
- Sozio-kulturelle Ebene: Respekt vor und Verständnis für traditionelle Werte und kulturelle Eigenheiten, globales Denken und interkulturelle Verständigung.
Nachhaltiger Tourismus? Warum Nachhaltigkeit für Reisende wichtig ist
Fast täglich erreichen uns Schreckensmeldungen. Klimawandel, ausgefallene Ernten und Aussterben von Tieren und Pflanzen, politische Unruhen, Kriege und Anschläge, Hungersnöte, Armut und Menschenrechtsverletzungen. Die Verteilung von Reichtum, Einkommen und Kapital ist weltweit ungleich verteilt. Die Unterschiede zwischen Zentren und Peripherien werden immer größer. Globalisierung bedeutet nicht nur, dass unsere Kleidung aus Bangladesh, unsere Technik aus China und unser Obst aus Kolumbien anreisen, es bedeutet auch, dass die Auswirkungen des globalen Konsumverhaltens, der Mobilität und der Lebensstile globale Auswirkungen haben. An einem Ort kann der durchschnittliche Anstieg der Temperatur um 3 Grad Celsius dazu führen, dass sich der Sommer etwas wärmer anfühlt. An einem anderen Ort kann eine ganze Insel versinken.
Wir sind alle Verantwortlich
Globale Probleme erfordern globale Lösungsansätze und jede BürgerIn dieser Welt ist mitverantwortlich. In Mitteleuropa, bzw. im deutschsprachigen Raum leben wir seit längerer Zeit in Frieden und relativen Wohlstand. Das ist nicht unbedingt unsere Leistung, die meisten von uns (ich spreche von den AutorInnen und LeserInnen dieses Blogs), haben noch nie Angst um Leib und Leben erleben müssen, noch nie Hunger gelitten oder in existenzbedrohender Armut gelebt. Unser Sozialsystem ermöglicht uns (noch) eine würdevolle Teilhabe, selbst wenn finanziell etwas schief geht. Es mag so erscheinen, als hätten wir diese Privilegien bei der Geburt erworben, doch wenn dem so ist, wurde uns bei der Geburt in das menschliche Dasein auch ‚Menschlichkeit‘ – sprich: Mitgefühl, Empathie und Solidarität – mitgegeben. Der realen Politik Mitteleuropas in der heutigen Zeit scheint diese Menschlichkeit abhanden gekommen zu sein, ein Blick an die Außengrenzen Europas bestätigt diese Vermutung.
Perspektivenwechsel
Nachhaltigkeit bedeutet auch, über den Tellerrand hinauszublicken und zu versuchen die Welt aus einer anderen Perspektive zu sehen. Als Global Citizen – als WeltbürgerIn – trägt man globale Verantwortung für sich und für die Generationen der Zukunft. Wir denken, dass eine Volunteer Reise zu einem besseren globalen Verständnis und zur Wahrnehmung der eigenen Rolle als WeltbürgerIn einen großen Beitrag leisten kann. Wer reist, lernt im besten Fall neue Sprachen, lernt Menschen kennen, lernt Gepflogenheiten und lernt verstehen, was uns miteinander verbindet.
Was können wir schon tun?
Mut- und Hilflosigkeit angesichts eines zerstörerischen, ausbeuterischen und tödlichen globalen Systems ist nachvollziehbar, soll uns aber nicht daran hindern zumindest im Kleinen zu versuchen dagegen anzukämpfen. Dort hinzuschauen wo es weh tut – die eigenen Ressentiments, Vorurteile und Rassismen zuerst zu erkennen und dann zu bekämpfen. Orientierungslosigkeit kann zu Radikalisierung führen, im Radikalen liegt einerseits großes Potenzial für Veränderung, andererseits besteht die Gefahr der Instrumentalisierung.
Radikale Veränderungen denken lernen
Die breite Masse der Gesellschaft ist gegen radikale Ideen, der Begriff ist behaftet von Bildern (links, rechts, Islam, etc.), was dazu führt, dass man die eigenen Denkgefängnisse gar nicht mehr wahrnimmt. Als Beispiel könnte der Versuch Barak Obamas ein soziales Gesundheitssystem in den USA einzuführen genannt werden. Eine radikale Idee, die von vornherein wenig Chancen hatte, da sie in den USA als kommunistisch galt. Formen des Feminismus werden oft als radikal bezeichnet, was den Blick darauf verstellt, dass wir bereits in einer radikal sexistischen Gesellschaft leben. Das Konzept der Nachhaltigkeit ist nicht radikal, im Gegenteil, die Idee wurde instrumentalisiert und das Label der Nachhaltigkeit steht heute auch für Greenwashing und Schönfärberei.
Als Nachfolge der Millenium Entwicklungsziele (Millenium Development Goals – MDGs) wurden die Nachhaligen Entwicklungsziele (Sustainable Development Goals – SDGs) festgelegt. Ob dieser Ansatz radikal genug ist, zukünftigen Generationen ein menschenwürdiges Leben auf diesen Planeten zu ermöglichen, wird sich zeigen, oder wir werden es niemals wissen, da wir es nicht erleben.
Wer sich für das Thema Nachhaltigkeit, Nachhaltiger Tourismus, Entwicklung- und Entwicklungspolitik, Grenzen des Wachstums u.v.m interessiert – unter Ressourcen haben wir weiterführende Literatur zusammengestellt.
Das Privileg (freiwillig!) zu reisen ist einem sehr kleinen Anteil der globalen Bevölkerung vorenthalten, dieses Privileg ermöglicht außerdem, die eigene Reise so nachhaltig wie möglich zu gestalten.
WICHTIG: Nachhaltiger Tourismus bedeutet respektvoll, verantwortungsvoll und bewusst zu reisen!
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