Freiwilligenarbeit im Ausland: Der allererste Schritt ist oftmals der Schwierigste. Im Fall von Volunteer Reisen ist dieser Schritt die Phase der Reflexion. Die Zeit darüber nachzudenken, WARUM man Freiwilligenarbeit im Ausland leisten möchte.
Warum möchtest DU Freiwilligenarbeit im Ausland leisten?
Die eigene Motivation zu hinterfragen führt dazu, sich intensiv mit Erwartungshaltungen auseinanderzusetzen. Dabei gilt es die eigene Rolle genau zu betrachten. Mit diesem Artikel wollen wir eine kleine Anleitung für diese Phase der Reflexion geben.
Schritt 1: Brainstorming über Freiwilligenarbeit im Ausland
Zettel und Stift oder Computer stehen bereit, du bist offline und nicht abgelenkt. Nun stell dir die Frage nach dem WARUM und notiere deine Motivationen. Danach notiere deine Erwartungshaltungen und Vorstellungen. Dann notiere was du lernen möchtest und was deine persönlichen Ziele sind. Überlege dir, wie lange und wohin du möchtest. Als letzter Schritt des Brainstormings versuche deine Rolle zu reflektieren: wen stellst du als Freiwillige im Ausland dar, wie möchtest du wahrgenommen werden?
Schritt 2: Für Freiwilligenarbeit im Ausland muss ich Lernen
Die Bereitschaft zu Lernen muss Grundvoraussetzung für eine Volunteer Reise sein. Geschichte, Politik, Gesellschaft, Kultur und Ökonomie deines Gastlandes sollen dir geläufig sein. Tausch dich mit Personen aus, die dein Zielland bereits bereist haben, besuche Vorträge, lies Bücher, sieh dir Filme an und befrage das Internet. Informiere dich über die bilateralen Beziehungen deines Herkunftslands und des Landes, das du besuchen willst, recherchiere ob es Vereine oder Nichtregierungsorganisationen gibt, die Kontakte in dein Zielland haben. Reflektiere warum du genau dieses Land besuchen möchtest, was interessiert dich an der Kultur besonders, welche kulturellen Aspekte können eine Herausforderung für dich darstellen. Setze dich mit dem Thema Volunteering und Voluntourismus kritisch auseinander – ein paar Literaturtipps findest du hier.
Schritt 3: Wissen und Erfahrungen
Als nächstes solltest du dich fragen, was deine Stärken und Schwächen sind. Für welche Tätigkeiten bist du ausgebildet und was kannst du darüber hinaus gut. Besonders in sensiblen Bereichen wie Medizin oder im Sozialbereich solltest du nur als Freiwillige arbeiten, wenn du die notwendigen Qualifikationen vorweisen kannst. Auch in der Baubranche sind ExpertInnen gefragt. Grundkenntnisse der Landessprache sind natürlich ebenfalls eine Voraussetzung. Wenn du anstrebst im Rahmen deiner Freiwilligenarbeit etwas völlig Neues zu beginnen, solltest du dir vielleicht überlegen diesen Weg auf eine andere Weise zu gehen – beispielsweise mit einer neuen Ausbildung. Es gibt auch andere Möglichkeiten für eine tiefe Reise, wie beispielsweise Sprachreisen, Kulturreisen, Exkursionen, Auslandssemester, AuPair-Aufenthalte und vieles mehr.
Schritt 4: Werde aktiv – ‘think global – act local’
Die Motivation für eine Freiwilligentätigkeit im Ausland ist oftmals, dass man sich sozial engagieren, etwas zurückgeben oder einen Beitrag leisten möchte. Frag dich welchen Beitrag für eine bessere Welt du jeden Tag leisten könntest. Was und wie konsumierst du, wie gehst du mit Armut in deiner Umgebung um, wie begegnest du Menschen aus anderen Kulturen? Informiere dich, welche Vereine, Kampagnen, Initiativen, Organisationen oder ähnliches in deiner Umgebung existieren. Informiere dich, lerne, stelle Kontakte her und … werde aktiv!
Schritt 5: Wirksamkeit und Nachhaltigkeit
Mach dir bewusst, dass du als Volunteer Reisende eine BesucherIn in einem fremden Land bist und damit Verantwortung trägst. Du bist BotschafterIn deiner Heimat, es geht nicht nur um deine Erfahrungen sondern auch darum, wie du dich als Gast verhältst. Als Freiwillige trägst du die Verantwortung deinen GastgeberInnen zu vermitteln, was du gerne von ihnen lernen möchtest.
Eine Volunteer Reise macht man nicht nur aus Selbstlosigkeit, sondern auch um etwas Neues zu erleben, etwas zu lernen, Menschen kennenzulernen und den eigenen Horizont zu erweitern. Diesen Gedanken gilt es immer im Hinterkopf zu bewahren, damit die Erwartungshaltung an die eigene Rolle nicht enttäuscht wird. Während der Tätigkeit ist deshalb auch immer auf Professionalität zu achten – eine Volunteer Reise ist KEIN Urlaub. Auch deine Berichterstattung während oder nach einer Volunteer Reise gilt es kritisch zu reflektieren. Glokal e.V. stellt eine wunderbare Broschüre dazu zum Download bereit. Wie die GastgeberInnen im globalen Süden von dir dargestellt werden, spielt eine wichtige Rolle!
Schritt 6: Verantwortung als Freiwillige im Ausland
Mach dir vorab bewusst, dass du für deine Entscheidungen und Handlungen alleine Verantwortung trägst. Mit der Entscheidung für eine Volunteer Reise lässt du dich auf ein neues – zeitlich begrenztes und ‘fremdes’ – Leben ein. Du verlässt deine Komfort-Zone und somit funktionieren Dinge oftmals anders als du es gewohnt bist. Es kommen möglicherweise Probleme auf dich zu, die neue Lösungsansätze erfordern. Sei dir Bewusst, dass du vielleicht ganz alleine wichtige Entscheidungen treffen musst. Unvorhersehbare Situationen können jederzeit eintreffen – gerade fernab von FreundInnen und Familie, gilt es besonders Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen.
+++EMBRACE THE UNEXPECTED+++
Wie geht es dir mit dieser Anleitung? Welche Punkte sind einfach umzusetzen und welche schwieriger? Wenn du dich mit uns darüber austauschen möchtest, dann schreib uns oder hinterlasse einen Kommentar!
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