In diesem Interview stellen wir euch den Verein, bzw. das Bildungsprojekt auf den Kapverdischen Inseln ‘DELTA CULTURA’ vor. Wir durften Liz und Michael bei einem der 1zu1 Vernetzungstreffen (Entwicklung vernetzen – Vernetzung entwickeln) kennenlernen und bedanken uns herzlich für die Beantwortung der Fragen.

1) Was ist DELTA CULTURA und was macht ihr genau?

Volunteer KapverdenDelta Cultura sind 3 eigenständige Vereine in Kap Verde, Deutschland und Österreich. Unsere Vision ist es, durch Bildung die Armut abzuschaffen, unser Hauptprojekt befindet sich auf den Kapverdischen Inseln. Dort betreiben wir (Delta Cultura Cabo Verde) seit 2005 das Bildungszentrum Tarrafal. Darin werden täglich von Montag bis Freitag rund 250 Kinder und Jugendliche betreut. Die Bildungsprogramme reichen von Hausaufgabengruppen über Kunst- und Informatikunterricht bis hin zu Musikgruppen und Fußballtraining. Alle Aktivitäten werden in Gruppen durchgeführt und verzichten auf Frontalunterricht. Denn dieser wird ohnehin in den Schulen praktiziert. Durch unsere Bildungsprogramme wollen wir vermeiden, dass Kinder nur stur etwas auswendig lernen. Es ist uns ein Anliegen, dass die Kinder globale Zusammenhänge verknüpfen können und gewisse Dinge auch hinterfragen und sich kritisch dazu äußern. Im letzten Jahr rückte der Kunstbereich vermehrt in den Mittelpunkt unserer Arbeit. Im Bildungszentrum wird seit Jänner ein täglicher Kunstunterricht mit Alejandro, einem spanischen Künstler, angeboten. Alejandro begann als Freiwilliger bei Delta Cultura zu arbeiten. Mittlerweile konnten wir eine Finanzierung dafür aufstellen. Der Kunstunterricht ist neben dem Fußballtraining die beliebteste Aktivität im Zentrumsalltag.
Der Verein in Österreich finanziert die Projekte in Kap Verde mit. Das gelingt durch verschiedene Aktivitäten wie ein jährliches Benefiz-Fußballturnier sowie eine Kunstauktion.

2) Wie finanziert ihr euch?

Das Projekt wird durch Projektfördermittel von institutionellen Geldgebern, öffentlichen Stellen, privaten Stiftungen und, sehr wichtig, durch Spenden finanziert. Seit 2013 sind wir eines von 20 FIFA Football for Hope Centres und werden von dem Sozialfonds der FIFA gefördert. Der FIFA geht es dabei eben nicht um Leistungssport sondern um Fußball als Instrument für soziale Entwicklung zu verwenden.
Ein entscheidender Teil unserer Einnahmen sind Spenden. Daueraufträge helfen uns sehr, unsere Aktivitäten langfristig zu planen, da wir uns auf diese Spenden verlassen können! Vor allem unsere jährlichen Veranstaltungen sind enorm wichtig, ohne diese Mittel könnte das Projekt nicht weiterbestehen.

3) Was bietet ihr für angehende Volunteer Reisende?

ceramica_workshop1Seit der Eröffnung des Bildungszentrums konnten wir regelmäßig Freiwillige begrüßen, die sich meistens sehr aktiv in die Arbeit eingebracht haben. Uns ist es wichtig, dass sowohl die Kinder im Bildungszentrum als auch die Freiwilligen von der Arbeit profitieren. Unsere Erfahrung zeigt, dass Freiwilligenarbeit nur dann Sinn macht, wenn beide Seiten zufrieden sind. War dies gegeben, sind meistens tolle Projekte entstanden, zum Beispiel Kunstunterricht, Englischkurse, Theaterprojekte und Tanzworkshops. Neben der Arbeit mit den Kindern haben die Freiwilligen auch genügend Zeit, die Insel(n) zu bereisen oder auch am wunderschönen Strand von Tarrafal zu entspannen. Die Arbeitszeiten werden mit dem Programmkoordinator individuell vereinbart. Ebenso individuell wird auch der Inhalt der Arbeit besprochen. Sofern es als sinnvoll für die Kinder und durchführbar erachtet wird, ist vieles möglich. Bisher gab es bereits unter anderem: Keramikworkshops, Kunstunterricht, Englischkurse, Aufklärungsworkshops, Musikpädagogik, Footvolleytrainings, NäherInnenausbildung, Lerngruppenbetreuung.

 

4) Wie zielführend erachtet ihr kurze Volunteer Aufenthalte unter 4 Wochen?

DeltaCulturaPrinzipiell sollte man den Aufenthalt immer individuell planen und abstimmen. Bei Workshops zur Wissenweitervermittlung können 4 Wochen auch reichen. Allerdings zeigt unsere Erfahrung, dass ein längerer Aufenthalt sowohl für die Kinder als auch für die Freiwilligen mehr Vorteile bringt. Die Freiwilligen haben Zeit sich „einzuleben“ und sich an die lokalen Gegebenheiten zu gewöhnen und lernen die Kinder und Jugendlichen auch besser kennen und bauen eine persönlichere Beziehung auf. Dies ist oft wichtig, um die Kinder auch verstehen zu können. Sprachlich ist es von großem Vorteil, wenn der Aufenthalt länger als 2 Monate dauert, denn die wenigsten Freiwilligen sprechen bereits die Landessprache Kriol.
Auch den Kindern ist ein längerer Verbleib der Freiwilligen meistens lieber, da sich die meisten erst im Laufe der Zeit öffnen und ihre anfängliche Zurückhaltung ablegen.
Ganz allgemein sehen wir daher längere Aufenthalte als zielführender an. Die Mindestdauer sollte 3 Monate betragen.

5) Wie arbeitet ihr mit den Menschen in Kap Verde zusammen?

Im Bildungszentrum arbeiten insgesamt 12 Menschen als Angestellte, sie kommen alle aus dem Bezirk Tarrafal. Nur so ist dieses Projekt überhaupt durchführbar. Uns war es von Anfang an wichtig, lokales Wissen in die Bildungsprogramme einfließen zu lassen. Wir wollten nie eine eurozentrische Bildungseinrichtung sein. Obendrein wurden so auch Arbeitsplätze, die ohnehin sehr rar sind, geschaffen.

6) Was bedeutet für euch ‚tieferes Reisen’?

Tieferes Reisen bedeutet für uns den lokalen Kontext kennenzulernen und ihn zu verstehen. Dazu braucht es Kontakt mit der einheimischen Bevölkerung und einen Dialog auf Augenhöhe.

7) Was habt ihr in Zukunft vor?

Derzeit planen wir das Bildungszentrum um einen Kindergarten zu erweitern. Darin sollen die Kinder bereits vor Schulbeginn mit der portugiesischen Sprache vertraut werden, um die sprachliche Barriere in der Schule zu verringern. Der Kindergarten wird im Herbst 2016 eröffnet. Seit Dezember 2015 wurde auch die Musik wieder ein Schwerpunkt der Arbeit im Bildungszentrum. 2 Freiwillige aus Österreich stellen gemeinsam mit den Kindern Instrumente her und führen musikpädagogische Spiele durch. Ende Jänner wird es eine große Aufführung am Marktplatz geben.

 

Weitere Infos auf: www.deltacultura.org

Fotos © DELTA CULTURA

 

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