Ein Bild sagt mehr als tausend Worte – heißt es im Volksmund. Auf jeden Fall ist es schneller produziert, mit Filtern und Hashtags versehen und in allen Kanälen verteilt. Doch bevor man ein Bild veröffentlicht, sollte man sich die Frage stellen, welches Weltbild man eventuell mit dem Foto reproduziert. Als tiefer Reisende & Volunteers tragen wir die Verantwortung über die von uns publizierten Bilder – deshalb haben wir euch einige Überlegungen zusammengestellt.

Checkliste Stereotypen: Worauf du beim Fotografieren achten solltest

Das Problem bei Bildern, die eindimensionalen Geschichten erzählen, ist, dass die Prozesse die für die ungleiche Verteilung von Reichtum verantwortlich sind, bewusst ausgeblendet werden. Machtverhältnisse werden als gegeben hingenommen und damit zementiert.

Einverständnis der Fotografierten

Oktoberfest StereotypenFrage nach, ob du ein Foto machen darfst und gib Bescheid, wo du das Foto veröffentlichst. Zeig das Foto mit den abgebildeten Personen am Display her. Wenn du Kinder fotografierst, frage auch bei den Erziehungsberechtigten oder BetreuerInnen nach. Wenn möglich, gib Ort, Datum und Name der Abgebildeten an, bzw. anonymisiere, wenn das gewünscht ist.

Schutz der Würde der Fotografierten

Frage dich, wie das Bild bei der BetrachterIn ankommt. Wie wurde die Person dargestellt? Gerade im Bereich des Volunteer Tourismus werden Kinder oft (buchstäblich) von oben herab abgebildet. Natürlich kann und soll Armut und die Auswirkungen auf die Betroffenen nicht völlig ausgeblendet werden, dennoch sollte man sich bei jedem Bild fragen, ob es notwendig ist, beispielsweise Krankheit, zerschlissene Kleidung oder Ähnliches abzulichten. Auch wenn es schwierig erscheint: die Hierarchien und Abhängigkeiten zwischen FotografIn und Fotografierten sollten reflektiert werden, dafür ist eine gewisse Sensibilität von Nöten.

Reproduktion von Sterotypen vermeiden

BierzeltDie Perspektive und das abgebildete Motiv spielen eine wichtige Rolle für die Geschichte, die mit dem Bild vermittelt werden soll. Der ‘White Savior’ umringt von hungernden Kindern in einem geografisch nicht definierten ‘Afrika’ ist der traurige Klassiker – leider auch in der Werbung von zahlreichen Volunteer Tourismus Anbietern.

 

Privatsphäre beachten

Auch wenn gerade keine Person in der Nähe ist, frage dich, ob es angemessen ist Wohnraum, Garten, Arbeitsplatz oder private Gegenstände ohne zu fragen zu fotografieren.

Sensibilität für kulturelle Kontexte

TrachtenFrage dich, ob das Bild den kulturellen Kontext berücksichtigt oder nur einen kleinen Ausschnitt der Realität darstellt und die Geschichte dahinter ausblendet. Inwieweit ist ersichtlich, dass z.B. traditionelle Kleidung oder Tänze lediglich touristisch inszeniert wurden? Versuche Armut nicht zu romantisieren sondern dein Gastland in der ganzen Vielfalt darzustellen.

Natürlich ist das alles nicht so einfach umzusetzen und hängt auch von der Verwendung der Bilder (privat oder kommerziell) ab. Ein Snap der von 20 Personen gesehen wird, hat einen anderen Impact als ein Foto auf einem Werbeplakat. Außerdem hat die Verwendung mobiler Technologien und die Globalisierung dazu beigetragen, dass die Unterschiede in der Mediennutzung global gesehen überschaubar sind.

Der BER Verlag hat Checklisten für eigene Publikationen herausgegeben, welche bei der Reflexion vor der Veröffentlichung helfen können: Hier gibt es die Listen zum Download.

Die Gefahr von ‚Single Stories’ hat die Schriftstellerin Chimamanda Adichie in einem TED- Talk beleuchtet, bitte nehmt euch die 30 Minuten – es zahlt sich aus!

Zum Abschluss noch eine Leseempfehlung: ein Artikel der im Rahmen der Diskussion um den Hashtag #InstagrammingAfrika entstanden ist. Lauren Kascak mit #InstagrammingAfrica: The Narcissism of Global Voluntourism.

Dennoch gilt es, sich nicht von all dem ‚fertig’ machen zu lassen und am Ende gar nicht als Volunteer in die Ferne zu reisen. Sensibilität und ‘Hausverstand’ sowie der Wechsel der Perspektive helfen bei der Auswahl der Fotos.

*Bilder Negativbeispiele – nicht selbst aufgenommen sondern CC Licence (Pixabay)

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