Volunteer Sambia: Eva von individualisten.at berichtet über ihre Freiwilligenarbeit in Afrika.

Das Team von DeeperTravel hat mich gefragt, ob ich euch einen kleinen Einblick in meine Freiwilligenarbeit in Sambia, Afrika geben kann. Meine Reise nach Sambia ist zwar schon ein paar Jahre her, das Erlebte sowie die Erfahrung selbst sind aber immer noch sehr greifbar.

Meine Motivation für Volunteer Sambia

Ich erinnere mich, dass ich damals sehr unentschlossen war und das Verlangen hatte mich irgendwie weiter zu entwickeln. Ich studierte zwar bereits, hatte aber verstärkt das Bedürfnis nach einer Aufgabe mit Bedeutung und einer gewissen Nachhaltigkeit. Ich konnte mich immer schon für das Reisen begeistern und als ich dann auch noch von der Möglichkeit eines Volunteeraufenthalts gelesen habe, ging mir die Idee nicht mehr aus dem Kopf.

Mein Zielland und Projekt

Volunteer Sambia TeamNach einigen Recherchen fand ich schließlich eine Organisation mit guten Referenzen, die vor allem Menschen in meinem Alter ansprach. Ich war damals gerade 21 Jahre alt und um meiner überfürsorglichen Mutter keinen Herzinfarkt zu verpassen, entschloss ich mich für einen komplett durchorganisierten Volunteeraufenthalt. Die Organisation Travelworks bot verschiedenste Projekte in den unterschiedlichsten Ländern an. Da ich mich aber auch damals schon für Afrika und die dort herrschenden Probleme interessierte, fiel meine Wahl schließlich auf ein Projekt in Sambia, welches von der Organisation African Impact betreut wurde. Der Schwerpunkt dieses Projekts lag auf der Arbeit mit den Menschen vor Ort und der Mithilfe im Aufbau und der Weiterentwicklung diverser Gesundheitsinitiativen. Verschiedene kleine Projekte im Rahmen eines Großen sozusagen! Medizinische Vorkenntnisse waren nicht notwendig.

Dauer und Kosten

Ich entschied mich für einen einmonatigen Volunteeraufenthalt in Sambia. Die Kosten hierfür inklusive täglicher Mahlzeiten, einer bewachten Unterkunft, sowie dem Transport zum fast täglich wechselnden Arbeitsplatz beliefen sich auf ungefähr 1200 Euro. Der Flug nach Sambia, sowie die Kosten für verschiedenste Impfungen kamen extra dazu.

Tätigkeiten

Volunteer Sambia MauerbauNeben meiner Wenigkeit waren zur selben Zeit rund 20 weitere Jugendliche als Volunteers vor Ort. Jeder sollte die Möglichkeit haben in den verschiedenen Bereichen des Projekts mitzuarbeiten. Unsere Aufgaben waren daher sehr abwechslungsreich und änderten sich von Woche zu Woche. So war ich an einigen Tagen dafür zuständig ältere und sehr wissbegierige Damen in Englisch zu unterrichten und an anderen Tagen Neugeborene in der Klinik zu wiegen. Ebenso beschäftigte ich mich mit den Menschen im Altersheim oder half den Einheimischen beim Bau einer Mauer für die Klinik. Die meisten Tage bestand meine Aufgabe allerdings darin, mit einer oder einem Einheimischen durch die entlegenen Wohnviertel zu gehen, über HIV aufzuklären und die Kranken in ihren Häusern zu besuchen um ihnen Medikamente zu bringen.

Highlights?

Volunteer Sambia Interkulturelles Verständnis Ich erinnere mich noch genau daran, als ich im Flieger Richtung Johannesburg saß und mich fragte, ob ich mich mit diesem Solo-Trip in die sogenannte „Dritte Welt” nicht etwas zu weit aus dem Fenster gelehnt hatte?! Im Nachhinein kann ich nur sagen, es war die beste Entscheidung überhaupt. Dieses eine Monat in Sambia war eine unglaubliche Bereicherung für mich. Ich hatte nicht nur die Chance ein tolles Land zu erkunden, sondern ebenso die Möglichkeit, in die Kultur einzutauchen und mit den unwahrscheinlich freundlichen Menschen vor Ort zu kommunizieren. Noch nie zuvor hat eine Reise einen derartigen Eindruck bei mir hinterlassen und mein Weltbild so nachhaltig verändert.

 

Volunteer Sambia AidsZugegeben, zu Beginn meiner Reise hatte ich mit einem ziemlichen Kulturschock und Realitätsflash zu kämpfen. Wenn ich nämlich davon schreibe beim Bau der Mauer für die Klinik geholfen zu haben, meine ich eine Mauer als Sichtschutz. Warum? Um all jene vor Gewalt sowie Diskriminierung zu schützen, die sich dazu entschlossen hatten ihr Blut auf HIV testen zu lassen. Ich schreibe davon, dass es meine Aufgabe war über HIV aufzuklären und Kranke in ihren Häusern mit Medikamenten zu versorgen. Dazu muss man wissen, dass wir zahlreiche Männer und Frauen zu besagter Aufklärung eingeladen haben, im Endeffekt aber gerade einmal 10 Frauen kamen, um mehr zum Thema zu erfahren.

Volunteer Sambia LehmhütteWenn ich von Häusern spreche, meine ich Lehmhütten deren Haustüre aus einem Stück Stoff bestand. Ich traf Kinder, die beide Elternteile durch AIDS verloren hatten und Menschen, die Tag ein Tag aus mit Tuberkulose und Hunger zu kämpfen hatten. Trotz dieser verheerenden Umstände habe ich noch selten so freundliche und fröhliche Menschen getroffen. Keine Sekunde habe ich mich während meines Aufenthalts in Sambia unsicher oder unwillkommen gefühlt. Es war einfach, sich mit den Menschen zu unterhalten. Vorurteile, Ängste, Herkunft oder Hautfarbe waren kein Thema. Das war sicherlich ein Highlight und vor allem eine unglaubliche Erfahrung, die man in unseren Breitengraden leider viel zu selten macht!

Schattenseiten?

Volunteer Sambia Medizinische VersorgungDa sich dieses Projekt sehr stark auf den gesundheitlichen Aspekt der Menschen fokussierte, waren wir als Volunteers oft gefragt, gewisse medizinische Tätigkeiten zu übernehmen. Unsere Aufgaben reichten von Blutdruck messen über Wundversorgung bis hin zur Medikamentenausgabe. Meine medizinischen Vorkenntnisse waren zum damaligen Zeitpunkt gleich 0 und bei der ein oder anderen Wundversorgung habe ich mich durchaus etwas überfordert gefühlt. Ich erinnere mich beispielsweise an einen älteren Herrn. Er lebte alleine und hatte eine Wunde die laufend neu versorgt werden musste. Selbst ich konnte damals erkennen, dass die Wunde entzündet war. Der Weg ins Krankenhaus war für ihn zu lange und zu kostenintensiv. Da medizinisches Personal in Afrika grundsätzlich Mangelware ist, waren Menschen wie eben dieser ältere Herr auf die Hilfe von Freiwilligen angewiesen. Man gibt selbstverständlich sein Bestes. Dennoch ist eine solche Situation ziemlich frustrierend. Vor allem wenn man bedenkt, dass ein solcher Fall bei uns in Kürze und ohne viel Aufwand versorgt wäre.

Für dieses Interview habe ich etwas recherchiert und konnte in Erfahrung bringen, dass besagtes Projekt in Sambia immer noch existiert und mittlerweile so einiges vor Ort geschaffen werden konnte. Jedes Projekt wächst mit Erfahrung und im Endeffekt zählt wirklich jede Hilfe. Vor allem wenn es ein Projekt ist, in dem ein Miteinander mit der Bevölkerung angestrebt wird.

Würde ich ein Projekt dieser Art weiterempfehlen?

Aber sowas von sicher. Ich bin der Ansicht, jeder und jede von uns sollte mindestens einmal im Leben als Volunteer in einem Land wie Sambia tätig gewesen sein. Ich würde jedenfalls jederzeit wieder meine Koffer packen. Erfahrungen dieser Art verändern, öffnen einem die Augen und ermöglichen ein besseres Verständnis über die Zusammenhänge und Geschehnisse in unserer Welt. Und das ist doch wirklich die Basis um nachhaltig etwas verändern zu können.

 

Steckbrief:

Name: Eva Schwaighofer
Alter: 28 Jahre
Beruf: PR, Marketing & Kommunikation in der Kunst- und Antiquitätenbranche. Parallel dazu Ausbildung zur Ernährungsberaterin
Tätigkeit: Volunteer bei African Impact in Zambia
Homebase: Salzburg, Österreich
Blog: individualisten.at

 

Fotos: © Eva Schwaighofer

 

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