Melanie hat im Jahr 2016 eine Auszeit vom Job genommen, um sich in einer Hundeklinik in Sri Lanka ehernamtlich zu engagieren. Was sie dazu bewogen hat, wie ihr Einsatz abgelaufen ist und welche Erlebnisse sie mit nach Hause gebracht hat, erzählt sie in diesem Erfahrungsbericht.
Volunteering mit Tieren: Hunde in Sri Lanka
Ich freue mich wahnsinnig über jede Gelegenheit, meine Erfahrungen über das Projekt Dog Care Clinic und über das Land Sri Lanka weitergeben zu können. Ich bereue nichts. Ich würde es jederzeit wieder tun. Und es ist schwer in Worte zu fassen, welche Art von Bereicherung man durch solche Reisen erhält. Egal wie alt man ist.
Meine Motivation für Sri Lanka bzw. Freiwilligenarbeit
Auslandsauszeit! Und das in Kombination mit ehrenamtlichem, sozialem Engagement. Diese Idee hatte ich schon lange im Kopf. Klar, ich bin Hotelfachfrau, da ist es ja wohl das geringste Problem ins Ausland zu kommen. Irgendwie brauchte ich aber eine Auszeit von meinem eigentlichen Beruf, irgendwie erfüllte es mich phasenweise einfach nicht mehr dafür zu sorgen, dass es den Reichen und Schönen gut und noch besser geht. Ich wollte was ehrliches, nachhaltiges und ich wollte andere Facetten des Lebens kennenlernen. Ich habe lange im Internet gesucht und recherchiert. Klar war, ich will unbedingt was mit Tieren machen. Und weil es das erste Mal für mich war, musste ich mich einfach auf mein Bauchgefühl verlassen. Ich habe gehört und mittlerweile weiß ich auch, dass es auch unter Tierschutzprojekten einige schwarze Schafe gibt. Also habe ich intensiv recherchiert und mich dann bei der Dog Care Clinic in Sri Lanka beworben. Ein intensiver Blick auf deren Homepage und die darauf enthaltenen Videos und Bilder haben mich überzeugt. Tiermedizinische Vorkenntnisse sind für VoluntärInnen und PraktikantInnen nicht notwendig. Grundvoraussetzung ist, dass die TeilnehmerInnen engagiert, teamfähig und verantwortungsbewusst sind und einen Sinn für den Tierschutzgedanken haben. Alles schien mir auch sehr gut organisiert zu sein. Ich bin dann nämlich doch nicht die typische Backpackerin, die alleine los ins Blaue zieht und mal schaut, was passiert, ich brauche eine Anlaufstelle und eine Aufgabe. Beides und noch viel mehr habe ich dann vor Ort auch finden können.
Dauer und Kosten
Mein Aufenthalt in der Dog Care Clinic dauerte zwei Monate (Juli und August 2016). Zweieinhalb weitere Wochen bereiste ich das Land noch individuell mit meinem Partner.
Grundsätzlich zu unterscheiden sind drei Modelle, die die Klinik anbietet: das DCC Auslandsemester für StudentInnen der Veterinärmedizin, Auslandspraktika/Freiwilligenarbeit und Tierschutzurlaub. Mit der Bestätigung der Anmeldung wird eine Anzahlung in der Höhe von 25% benötigt. Nach dem Eingang der Zahlung wird geholfen, das benötigte Visum für den Aufenthalt zu beantragen und der weitere Ablauf besprochen. Die Preise staffeln sich wie folgt: Die Aufwandsentschädigung für ein vierwöchiges Praktikum beträgt € 599,-. Bei der gleichzeitigen Buchung von 2 Personen für ein gemeinsames Praktikum beträgt die Aufwandsentschädigung gesamt € 899,-.
In diesem Paketpreis enthalten sind der Transfer vom Flughafen Colombo, die Unterbringung in einem voll ausgestatteten und liebevoll eingerichteten Apartment mit Küche zur Selbstverpflegung (Supermarkt befindet sich um die Ecke), Waschküche und Klimaanlage. Auf dem Gartengelände leben immer 5-6 Hunde aus der Dog Care Clinic. Der Weg vom Volunteerhouse zur Klinik beträgt ca. 10 Minuten zu Fuß. Ebenfalls in den Kosten enthalten sind die wöchentliche Reinigung des Apartments und auch Bettwäsche und Handtücher werden zur Verfügung gestellt. Bei Fragen, Problemen und Instandhaltungsmaßnahmen stehen immer (deutschsprachige) MitarbeiterInnen der Klinik zur Verfügung. Im Volunteerhouse können zwei Personen untergebracht werden, bei mehr Anfragen besteht noch die Möglichkeit der Unterbringung bei einer deutschsprachigen Mitarbeiterin.
Tätigkeiten im Projekt und Freizeitgestaltung
Die Dog Care Clinic:
Die Dog Care Clinic wurde 2007 von der Deutschen Marina Möbius gegründet, um das Leid der Millionen Straßenhunde zu mindern. Daraus ist eine richtige Klinik entstanden, in der Kastrationen, Impfungen und Behandlungen von Straßen- und BesitzerInnenhunden im Vordergrund stehen. Ausgesetzte Welpen werden liebevoll aufgepäppelt und in einheimische Familien vermittelt, kranke, alte und behinderte Hunde können auf dem großen wunderschönen Klinikgelände ein Leben in Würde führen.
Tagesablauf:
Da es eine Notfallklinik ist, kann sich der Tagesablauf von Tag zu Tag ändern. PraktikantInnen haben zwei freie Tage in der Woche, diese werden vor Ort festgelegt. Die Aufgabenfelder, die von den PraktikantInnen und VoluntärInnen ausgeführt werden, sind primär psychischer und fürsorglicher Natur. Das bedeutet ganz viel spielen, beschäftigen und schmusen mit den Hunden. Die meisten dieser armen Geschöpfe haben in ihrem Leben so gut wie keine Zuwendung erfahren und zehren nach jedem bisschen Liebe und Aufmerksamkeit, das sie bekommen können. Es tut unheimlich gut, so viel Dankbarkeit von diesen Tieren zu erfahren. Mein Aufgabengebiet als Voluntärin war überaus vielfältig und abwechslungsreich. Ich habe intensive Einblicke in die Tiermedizin bekommen, durfte bei kleinen Eingriffen und täglichen Aufgaben assistieren, z.B. tägliche Medizinvergabe, Fell-und Ohrenpflege, Entfernung von Parasiten, Krallen schneiden, Assistenz bei der Wundversorgung, Fütterung der knapp 200 Hunde auf dem Gelände, spielen, schmusen, Beobachtung der Welpen auf Auffälligkeiten des Gesundheitszustandes, Fotos für die Facebook Seite machen. Ich hatte auch die Gelegenheit, die tägliche Fütterungstour außerhalb der Klinik zu begleiten und bei allen möglichen operativen Eingriffen zuzuschauen – aber alles im Rahmen dessen, was ich mir selbst zumuten konnte. Auch habe ich durch die Arbeit vor Ort Einblicke in das Leben der Einheimischen bekommen. Einen wesentlichen Kern der Arbeit vor Ort stellt eben auch die Aufklärungsarbeit der Bevölkerung dar.
Meine Freizeit gestaltete ich individuell, aber man bekommt sehr schnell sozialen Anschluss, zumal der Ort Mihiripenna gleich neben dem TouristInnen-Hotspot Unawatuna liegt. Die schönsten Strände Sri Lankas liegen in unmittelbarer Nähe. Grundsätzlich verfügt diese Insel über eine atemberaubende Flora und Fauna sowie Kultur. In der Klinik arbeiten Leute jeden Alters und ich persönlich fand es sehr angenehm, nicht nur von Anfang 20-Jährigen umgeben zu sein. So kann man sich noch besser austauschen. Es ist schön zu erfahren, wie viele unterschiedliche Menschen aus allen Ländern man kennenlernt, wenn man alleine auf Reisen geht.
Highlights und Schattenseiten
Alles, was die Dog Care Clinic tut und wofür sie steht, ist ein Highlight. Sie leistet nämlich Hilfe für Mensch UND Tier, schafft saisonsichere und durchgehende Arbeitsplätze mit überdurchschnittlicher Bezahlung, es gibt soziale Hilfsprogramme für die Alten und Armen des Landes etc. Meine schönsten, lustigsten aber auch traurigsten Erlebnisse sind schwer auf ein Beispiel herunterzubrechen. Natürlich zählt zu den schönsten Momenten jeder einzelne Welpe und Hund, den die Klinik retten konnte. Und natürlich haben auch die Einheimischen Eindruck bei mir hinterlassen mit ihrer aufgeschlossenen, neugierigen und freundlichen Art. Dadurch, dass die Menschen solcher Länder wenig besitzen, zählen eben doch meist noch Werte wie Familie viel mehr als bei uns und sie besinnen sich viel mehr auf das Wesentliche im Leben. Des Weiteren habe ich im Zuge meiner weiteren Rundreise durch Sri Lanka einfach die grundsätzlichen Unterschiede erfahren dürfen, die z.B. zwischen deutschen Hunden und solchen aus Sri Lanka bestehen. Diese Tiere, die so arm dran sind und denen es an so vielem mangelt, sind dennoch so freundlich, aufgeschlossen und dankbar, sie zehren von jedem bisschen Aufmerksamkeit und Zuwendung.
Trotz der buddhistischen Ausrichtung des Landes haben diese Menschen eine oftmals schwer nachvollziehbare Haltung gegenüber Tieren im Allgemeinen und Hunden im Speziellen. Es ist allerdings wichtig zu erwähnen, dass Sri Lanka nach wie vor ein gebeuteltes Land ist. Die Schere zwischen Arm und Reich ist immens groß und das ist nun mal auch ein wesentlicher Faktor für das Verhalten gegenüber Tieren. Es ist an dieser Stelle ganz klar hervorzuheben, dass wir in den westlichen Industriestaaten die Möglichkeiten und Mittel haben, uns so um unsere Tiere zu kümmern, wie wir das i.d.R. auch tun. Was bei uns als Tierquälerei gilt, ist in solchen Ländern oftmals simples Unwissen und Mittellosigkeit. Der Bevölkerung ist durchaus bewusst, dass die unendlich vielen Straßenhunde ein Problem darstellen, jedoch gibt es von Seiten der Regierung Sri Lankas keinerlei Unterstützung in irgendeiner Form. Das kann sehr frustrierend und zermürbend sein. Auch stellen die Re-home-Programme und die Aufklärungsarbeit oftmals eine echte Sisyphusarbeit dar, da kontinuierlich die Haltebedingungen überprüft werden müssen, um sicherzustellen, dass es den Hunden gut geht.
Weiterempfehlung?
Ich kann das Projekt definitiv weiterempfehlen. Ich freue mich sehr, dass ich auch schon die eine oder andere Person aus meinem Familien- und Bekanntenkreis für einen Aufenthalt in Sri Lanka bewegen konnte. Da es sich hier um ein privates Projekt handelt, welches ebene keinen riesigen Werbe- und Verwaltungsapparat hat, wie andere bekannte und große Organisationen, ist Öffentlichkeitsarbeit hier essentiell. Es wird hier der Tierschutzgedanke aktiv in jeder Sekunde gelebt, es ist ergreifend, wie viel Liebe zum Detail in diesem Projekt steckt und es ist wirklich eine Oase und ein Paradies für die Hunde der Südprovinz Sri Lankas. Ohne zu zögern habe ich auch Patenschaften für einzelne Hunde übernommen, um auch nach meinem Praktikum der Klinik zu helfen.
Steckbrief:
Name: Melanie Alexandra Brühl
Alter: 33 Jahre
Beruf: Hotelfachfrau, Hotelbetriebswirtin und angehende Ernährungsberaterin
Tätigkeit: Volunteer bei Dog Care Clinic in Mihiripenna, Sri Lanka
Homebase: Wiesbaden, Deutschland
Fotos © Dog Care Clinic e.V.
Mehr zu diesem Thema: Kennst du schon unser Video über ‚Panama Dog Rescue – Hundeklinik in der Karibik‘?
Hast du schon einmal bei einem Tierschutzprojekt mitgearbeitet und wie waren deine Erfahrungen? Teile sie mit uns in den Kommentaren!
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