In unserer vierteiligen Serie zum ‚Internationalen Jahr des nachhaltigen Tourismus für Entwicklung’ (#IY2017) haben wir uns intensiv mit der Frage beschäftigt, ob nachhaltiger Tourismus möglich sein kann. Wir haben dabei versucht zu zeigen, dass dies nur unter Berücksichtigung aller gesellschaftlichen Bereiche ermöglicht werden kann. Dafür haben wir nachhaltiges Reisen auf drei Ebene verortet:

  • Ökonomische Ebene: Gerechtigkeit und Armutsbekämpfung, Kampf gegen schlechte Arbeitsbedingungen
  • Sozio-kulturelle Ebene: Respekt vor und Verständnis für traditionelle Werte und kulturelle Eigenheiten, globales Denken und interkulturelle Verständigung
  • Ökologische Ebene: Reduktion von Schadstoffen, Umweltschutz und Ressourcenschonung zur Erhaltung von globaler Biodiversität (Vielfalt)

In der Beitragsserie haben wir alle drei Ebenen spezifisch in Bezug auf den Tourismus durchleuchtet sowie praktische Tipps, wie man im Reisealltag einen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten kann, gegeben.

Die heurige WWF EARTH HOUR am 24. März um 20:30 wollen wir zum Anlass nehmen, um uns die ökologische Ebene in Hinblick auf den Klimaschutz noch einmal genauer anzuschauen. Dies erscheint uns umso drängender, da die letzten drei Jahre die wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen waren.

Heute liegt die mittlere globale Temperatur um mehr als 1 °C über dem vorindustriellen Niveau mit der Folge, dass Wetterextreme wie Dürren und Überschwemmungen, aber auch die Verbreitung von Krankheiten im Zuge einer Verschiebung der Temperaturzonen vermehrt auftreten. Welche gravierenden Auswirkungen das Abschmelzen der Gletscher und Pole auf unseren Planeten haben werden, kann man zum jetzigen Zeitpunkt lediglich erahnen. Der globale Massentourismus mit seinem enormen Ressourcenhunger einerseits und dem gewaltigen CO2-Ausstoß andererseits trägt erheblich zu dieser Entwicklung bei.

Earth Hour Gletscherschmelze Steve Morello WWF

Quelle: Steve Morello WWF

Was ist die WWF EARTH HOUR?

Im Jahr 2007 wurde im australischen Sydney zum ersten Mal das Licht im Zeichen des Klimaschutzes für eine Stunde abgeschaltet. Innerhalb nur eines Jahrzehnts wurde daraus die weltweit größte Klimaschutzaktion. 2017 erreichte die EARTH HOUR bereits hunderte Millionen Menschen in mehr als 7.000 Städten und Gemeinden. Dabei wurden über 12.000 berühmte Gebäude und Monumente in 187 Ländern in Dunkelheit getaucht.

Earth Hour Tony Rakoto WWF Madagascar

Quelle: Tony Rakoto WWF Madagascar

Auch in diesem Jahr werden in unzähligen Sehenswürdigkeiten und öffentlichen Gebäuden, aber auch in privaten Haushalten rund um den Globus die Lichter ausgehen. Zu den bekanntesten Bauwerken gehören die Pyramiden von Gizeh, der Eiffelturm in Paris oder auch das Empire State Building in New York City. So unterschiedlich die Gebäude auch sein mögen, alle eint das gemeinsame Ziel, Aufmerksamkeit für die Notwendigkeit des Klimaschutzes zu schaffen.

Earth Hour ESANASA

Quelle: ESANASA

Die WWF EARTH HOUR in Österreich

Auch Österreich beteiligt sich von Anfang an an der EARTH HOUR. Im Jahr 2017 wurde es in insgesamt 52 Städte und Gemeinden im Namen des Klimaschutzes für eine Stunde dunkel. Auch dieses Jahr werden die Lichter vieler bekannter Wahrzeichen in allen neun Landeshauptstädten abgedreht. Eine Übersicht der teilnehmenden Orte und Sehenswürdigkeiten findet sich hier.

Klimaschutz und Reisen

Kampagnen wie die WWF EARTH HOUR sind unverzichtbar, wenn es darum geht, ein globales Bewusstsein für den Klimaschutz zu schaffen. In weiterer Folge soll es aber vor allem darum gehen, diese Sensibilisierung in allen Lebensbereichen langfristig zu verankern. Gerade das Reisen bietet dazu sehr viele Ansatzpunkte: von der Art sich zu ernähren, über den Umgang mit Müll bis hin zur Wahl des Transportmittels. Im Folgenden haben wir einige einfache Tipps zusammengestellt, die dabei helfen, klimafreundlicher unterwegs zu sein.

Ernährung unterwegs

Laut WWF verursachen Fleisch- und Milchprodukte rund zwei Drittel der nahrungsmittelbedingten Treibhausgasemissionen. Parallel dazu sind 90% aller Fischbestände bis an die Grenzen befischt oder sogar überfischt. Der unter dem Gesundheitsaspekt oft vertretene Standpunkt, man solle auf Fleisch zugunsten von Fisch verzichten, ist in Hinblick auf den Klimaschutz also kontraproduktiv. Glücklicherweise gibt es aber unzählige, äußerst wohlschmeckende Alternativen. Speziell in den Tropen ist Obst eine naheliegende Alternative. In nördlichen Breiten bieten sich Gerichte auf Basis von Gemüse und Getreide an.

Tipp: Gemüse, Obst und Getreideprodukte statt Fleisch, Milchprodukte und Fisch.

Earth Hour Ernährung

In unserer globalisierten Welt gibt es im nicaraguanischen Supermarkt Nutella und den Rum Flor de Caña in Österreich zu kaufen. Neben den enormen Emissionen, die der Transport dieser Waren rund um den Globus verursacht, stellt sich auch die Frage, ob man wirklich tausende Kilometer reisen muss, um dann die Produkte aus der Heimat zu konsumieren. Eine Kultur wird im speziellen Maße auch durch ihre Küche definiert und landesspezifische Gerichte und Getränke sind eine sehr gute Möglichkeit, eine Kultur kennenzulernen.

Tipp: Regionale und saisonale Lebensmittel konsumieren.

Earth Hour Gallo Pinto

Umgang mit Müll unterwegs

It’s a plastic planet – egal welchen Alltagsgegenstand man in die Hand nimmt, die Chancen stehen gut, dass zumindest Teile davon aus Plastik sind. Sowohl zuhause als auch auf Reisen wird man individuell nicht viel dagegen tun können. Sehr wohl kann man aber gegen die immer noch allgegenwärtigen Plastiksackerl (Plastiktüten) und Plastikflaschen etwas tun!

Tipp: Wiederverwendbare Trinkflaschen und Mehrwegtragetaschen statt Einwegsackerl und Plastikflaschen verwenden.

Earth Hour Verpackung

Wenn Bioabfälle, Aludosen, Altpapier und Kunststoffe richtig entsorgt werden, stellen sie die Basis für wertvolle Rohstoffe dar. Dies gilt ebenso auf Reisen. Auch in den so genannten Entwicklungsländern wird der Wert dieser Rohstoffe zusehends erkannt und es gibt immer mehr Möglichkeiten, diese Abfälle gesondert abzugeben. Das mag in manchen Ländern um einiges mühsamer und aufwändiger als in Europa sein – wenn man aber wirklich nachhaltig reisen möchte, geht kein Weg am Recycling vorbei.

Tipp: Die meisten Gegenstände haben ein zweites Leben – unbedingt recyceln!

Earth Hour Recycling

Alltag unterwegs

Schon bei der Wahl einer Unterkunft kann man gezielt auf den Klimaschutz achten. Das Vorhandensein eines Umweltzeichens ist auf jeden Fall eine gute Entscheidungshilfe. Aber auch Informationen auf der Website der Unterkunft können Aufschluss über ein vorhandenes Umweltbewusstsein des Betriebes geben. Vor allem ist aber jede Reisende individuell gefordert: Braucht man die Klimaanlage wirklich unbedingt zum Schlafen? Muss man tatsächlich dreimal am Tag duschen? Und muss eine Limo zwingend halb gefroren sein?

Tipp: Umweltbewusste AnbieterInnen wählen und ressourcenschonend handeln (beispielsweise bei Strom- und Wasserverbrauch).

Earth Hour Adam Oswell WWF

Quelle: Adam Oswell WWF

Egal ob auf Märkten, öffentlichen Plätzen oder auf Bahnhöfen, Souvenirs sind allgegenwärtig. Für viele Menschen ist der Kauf von Mitbringseln ein unverzichtbarer Bestandteil einer Reise. Große Vorsicht ist allerding bei den Materialien geboten: Der Erwerb von Souvenirs aus Muscheln, Knochen, Leder, etc. fördert illegale Geschäfte und die Ausrottung seltener Arten.

Tipp: Check your Souvenir: Krokodillederhandtasche, Korallenkette oder Elfenbeinschachfiguren im Gepäck?

Ganz Zentralamerika in zwei Wochen entdecken? Ein schneller Shopping-Trip nach Mailand? Oder doch einen Freund über ein verlängertes Wochenende in Boston besuchen? Die viel zu billigen Flugtickets in Kombination mit einem allgemein veränderten Verhältnis zu Nähe und Distanz führen oft zu einem entgrenzten Reiseverhalten. Zweifellos ist es um einiges bequemer (und mittlerweile kaum teurer) in sehr kurzer Zeit in einem Flugzeug von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit zu fliegen anstatt stundenlang in einem langsamen, überfüllten Bus zu reisen. Allerdings ist dieser Luxus teuer erkauft: Die ersparte Zeit geht in Form von Energieverbrauch und Emissionen mit all den bereits skizzierten Folgen auf Kosten unseres Planten. Warum man darüber hinaus mit einem ‚Hop-On, Hop-Off Reisestil’ eine Kultur nicht kennenlernen kann und weitere Tipps für sanftes und tiefes Reisen, haben wir hier zusammengestellt.

Tipp: Langsames Reisen und alternative Transportmöglichkeiten (Bahn, Schiff, Bus) nutzen.

Dieser Beitrag ist in Kooperation mit dem WWF Österreich entstanden. Einige Bilder wurden mit freundlicher Genehmigung des WWF Österreich verwendet.

Wie bist du klimafreundlich unterwegs? Wir freuen uns auf deine Tipps in den Kommentaren!